Highlight apostolischer Aufklärung



Es geht noch einmal um Sex. Nicht nur ist laut Kirchenführung Oralverkehr sündhaft, sondern auch ehelicher Geschlechtsverkehr zum bloßen Vergnügen. Und mit schwangeren Ehefrauen sogar vergleichbar mit Mord und Grund für allerart Krankheiten und Übel (und mag uns die moderne Wissenschaft noch so sehr vom Gegenteil überzeugen wollen). 

Bitte die Ansprache von Elder Orson Hyde vom Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gegeben am 11. Februar 1857 mit einem Augenzwinkern genießen. Es war ja auch wirklich eine andere Zeit damals und man wusste nicht so viel wie heute über Schwangerschaften usw. Aber er hat schon ein paar wirklich abstruse, verquere Vorstellungen. Im Gegensatz zur katholischen Kirche hat man mittlerweile die Sicht auf Empfängnisverhütung & Co. ein wenig revidiert - wie üblich aber unter der Hand, also ohne offizielle Erklärung, so dass veraltete Ideen nach wie vor fröhlich kursieren. Und Vorsicht, wenn wir auf die katholische Kirche zeigen: der neue Papst macht derzeit ein paar sehr progressive Äußerungen... Aber hier nun das Schmankerl von Apostel Hyde:

"[…] Ich möchte ein paar Lehren erteilen zuallererst jenen Schwestern, die verheiratet sind, und zum anderen denjenigen, die zu heiraten beabsichtigen. Wenn ich eine deutliche Sprache spreche und die Dinge bei ihrem richtigen Namen nenne, hoffe ich, dass Sie nicht beleidigt sein werden. Und wenn jemand es sein sollte, sicherlich nur diejenigen, die nicht reinen Herzens sind.


Die Reformation ist noch nicht vorbei. Wir beabsichtigen, den Kern der Sache anzugehen. Lassen Sie mich Ihnen die Frage stellen: Wie kommt es, dass unsere Leben nicht so lange sind wie die der Väter, die vor uns gegangen sind? Sie konnten bis zu 800 oder 900 Jahre lang leben. Soll ich Ihnen den Grund nennen? Erlauben Sie mir das Vorrecht, Ihnen den Grund dafür zu sagen? (Ja) Na dann werde ich Ihnen den Grund dafür aufzeigen. Alles in der Schöpfung hat seine richtige Verwendung und Fähigkeiten. Das Pferd hat einen harten Huf zum Schutz der Füße und das Kamel eine harte Knochensubstanz, um die Knie zu schützen, wenn es auf sie fällt, um seine Ladung zu erhalten. So hat auch der Mensch bestimmte Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, lange auf der Erde leben, wenn sie nicht missbraucht werden. Aber wenn sie weggenommen oder pervertiert werden, geht der Mensch in den Tod. Der Herr hat uns bestimmte Muskeln, Knochen und Bänder gegeben und es gibt nichts Überflüssiges, was nicht zur Verlängerung unseres Lebens dient. Nun, wenn der richtige Geschlechtsverkehr für die Vermehrung unserer Spezies zwischen einem Mann und einer Frau erfolgt und nicht mehr als das – wird der restliche Anteil der Muskelkraft usw. für die Stärkung anderer Teile des Körpers genutzt und gibt dem Mensch die Macht über Krankheit und ermöglicht es ihm, das Leben zu verlängern. Aber wenn das Gegenteil der Fall ist, wird der Mann durch Maßlosigkeit niedergestreckt und nachdem er seine Kraft den Frauen hingegeben hat, wird er schwächlich und anfällig für Krankheit - nicht nur das, sondern der Mann, der sich in seinem Handeln der Maßlosigkeit hingibt, wird schwach in Geist und Verstand und schwachsinnig.

Welche Macht ist es, die es uns ermöglicht, uns zu segnen, um die Kranken zu heilen? Es ist die Macht des Heiligen Geistes.

Es geschieht durch die Macht des Heiligen Geistes, dass die Toten auferweckt werden. Und wenn ein Mensch mit dem Heiligen Geist von den Sohlen seiner Füße bis hin zum obersten Teil seines Kopfes erfüllt ist, kann die Macht der Krankheit nicht hineingelangen. Und wenn ihm genügend Zeit gegeben wird, um ihn über die Macht der Krankheit zu erheben und die Stärke seines Körpers zu unterstützen, wie lange würde er leben? Wenn wir auf diese Weise leben und den Heiligen Geist die ganze Zeit mit uns haben könnten, würden wir zwar nicht den Tod besiegen, aber noch eine ganze Weile auf der Erde leben. Wenn wir diese Gesetze befolgten, wären unsere Kinder gesund und stark sowohl körperlich als auch geistig. Sie würden gute Staatsmänner abgeben, geeignet, um das Ruder des Staats zu führen. Um dies zu verdeutlichen, werde ich nun ein Bild verwenden. Angenommen Sie müssen auf einem Feld Weizen säen und wenn Sie es zu sprießen und wachsen beginnen sehen, würden Sie es unterpflügen und neu anpflanzen. Und wenn auch diese Saat aufgeht, sollten Sie dennoch immer und immer wieder pflanzen. Angenommen, etwas vom als erstes Gepflanzte würde dem anhaltenden Pflügen und Eggen entgehen, wie hoch und welche Art von Ernte würden sie erzielen! Wie oft sehen wir, dass Krüppel in die Welt geboren werden. Und wie kommt es, dass einige als Schwachköpfe geboren werden? Es ist, weil die Gesetze der Natur gestört worden sind und sie in ihrem Mutterleib nicht in Ruhe gelassen wurden.

Diese Gesetze wurden wieder und wieder verletzt, und dadurch haben viele Kinder kaum ihre Augen auf der Welt geöffnet, da schnappten sie nach Luft und starben. Die Gesetze der Natur sind durch ihre Väter verletzt worden – von Müttern. Von einer Generation zur nächsten haben sich Krankheiten in den Kindern ausgebreitet, die von ihren Eltern und ihrer Entartung erzeugt wurden und nun statt dem Heranziehen einer gesunden Nachkommenschaft und einer edlen Rasse erziehen wir einen mickrigen Satz, eine Rasse von hilflos, armseligen Kindern. Ist das kluges Handeln als weise Verwalter und Halten des Gebots Gottes, fruchtbar zu sein und die Erde zu bevölkern? Wir sehen viele Personen, die naturgemäß verfallen sind zu lügen, stehlen und bis zum Exzess Alkohol zu trinken. Wer ist daran schuld? Die Sünde wird dann von ihren Eltern gezeugt. Ich wage zu behaupten, dass die Mehrzahl, von hundert mal Einer die Vermehrung unserer Spezies sucht und Neunundneunzig die Befriedigung unserer niederen Leidenschaft. Die Bibel sagt, dass "wer im Vertrauen auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten." (Galater 6:8)



Und dies ist tatsächlich das Säen im auf das Fleisch, wenn neunundneunzig Teile unseres Geschlechtsverkehrs dazu dient, unsere verdorbenen Leidenschaften zu befriedigen. Müssen wir jetzt annehmen, dass Gott Engel zu uns senden wird, während wir so niedrig und entwürdigt in unseren Gefühlen und sinnlich in unseren Gedanken sind? Wird er unsere Kriege kämpfen, während wir in diesem Zustand sind? Warum sind die Kinder Israel so lange in der Wüste gewandert? Weil sie murrten. Warum haben sie gegen Moses murrt? Sie murrten gegen die Lehren von Moses aus dem gleichen Anlass, warum Sie vielleicht in dieser Nacht gegen meine Lehren murren. Wie können wir erwarten, dass der Herr uns Heiligung bringt, während wir diesen Praktiken frönen. Jetzt verstehen Sie mich, Sie wissen, was ich meine, und Sie wissen, dass diese Dinge wahrlich so sind. Sollen wir mit diesen Dingen weitermachen oder sollen wir anfangen, das Böse auszurotten?


Wir denken, dass Männer in alter Zeit sich eine Frau nahmen und ihr beiwohnten und die wurden schwanger und dann ließen sie sie in Ruhe. Ihre Kinder wurden im Glauben und in Reinheit gezeugt und ihr Glaube wurde an ihre Kinder weitergegeben und sie wuchsen zur Ehre ihrer Eltern heran. Nun, was ist der Grund dafür, dass Männer ihre Familien nicht lenken können? Solange sie ihre Kraft Frauen hingeben, werden sie es nie können. Es ist diese Praxis, die Eifersucht bei euren Frauen hervorruft und den Geist Gottes betrübt. Und der Geist der Lust herrscht in der Familie und diesem Geist entsteht Hass und keine Liebe. Es führt zu Verweigerung des Gehorsams in der Frau ihrem Mann gegenüber und bei den Kindern ihren Eltern gegenüber. Nehmen wir nun an, dass ein Paar  nur den Geschlechtsverkehr hat, der für die Fortpflanzung ihrer Art notwendig ist, wie man Samen in Gärten pflanzt, etwa Kürbiskerne. Man würde auch keinen Kürbissamen im Herbst pflanzen. Es stimmt, dass von Ziegen gesagt wird, dass sie innerhalb von fünfzehn Minuten nach dem Moment, wenn das Junge geboren ist, Geschlechtsverkehr haben. Auch Affen, wie einige Autoren behaupten, sind in ihrer Praxis verkommen, aber die meisten der niederen Tiere können uns eine Lektion erteilen. Und es wird als eine Herausforderung für die Menschen gesehen, sich besser zu mäßigen als sich wie Ziegen und Affen zu verhalten. Ich sage, eine Familie, in der es keinen Geschlechtsverkehr dieser Art gibt außer mit der Aussicht, Kinder zu gebären, - diese Familie lässt sich lenken: Der Teufel kann nicht hierher gelangen, Eifersucht kann nicht in den Busen der Frauen eindringen und die so gezeugten Kinder werden wie Johannes der Täufer mit dem Heiligen Geist aus ihrem Mutterleib gefüllt sein. So auch bei Jesus, dessen Geburt so bemerkenswert war, dass die Himmelskörper aus ihren Bahnen geworfen wurden, um darauf hinzuweisen. Die Gesetze ihres Wesens wurden nicht verletzt. Aber das können wir nicht behaupten. Jesus war ein Erretter und es soll ein Geschlecht von Errettern auf dem Berg Zion in den letzten Tagen geben, ein Geschlecht von Errettern.

David sagte
: „Denn ich bin in Schuld geboren; in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“ […] Durch die Sünde, die ihm übertragen worden war, wurde er getrieben, um die Tat in Bezug auf Uriah den Hethiter zu begehen, die ihn in die Hölle geschickt hat, aus dessen Grund er Blut an seinen Händen hatte und er den Tempel nicht bauen durfte. […]

Ich fordere Sie auf, von diesen geheimen Sünden umzukehren, denn sind eine Art von Mord. Und wenn ich das Kind zerquetsche und meine Nachkommenschaft im Keim ersticke durch meine unheilige Maßlosigkeit, so ist es vergleichbar mit Mord. In einem solchen Fall kehrt der Geist zu dem Gott zurück, von dem er kam, und bringt seine Beschwerde vor, dass sie ihm in seiner Mission Unrecht getan und in seinem Zweck enttäuscht wurde. […]


Vor Alters freuten sich Frauen, einen Sohn  zu gebären und hielten es für eine Ehre. Und dieser Sohn wurde nie gestört, blieb in seinem Wachstum ungestört. Ich sage euch: denkt an diese Dinge. […]


Ich warne Sie, meine Brüder und Schwestern, ich warne Sie vor diesen Praktiken. Ich liebe Frauen, aber ich finde, dass es eine Liebe über der Liebe der Frau gibt. Ich sage euch: handelt recht und möge der Geist und der Segen Gottes von dieser Zeit an mit Ihnen sein, wenn Sie im Gehorsam gegenüber seinen Geboten handeln gemäß dem Willen Jesu - Amen."

Gut, dass es Profeten, Seher und Offenbarer gibt


Die Erste Präsidentschaft erklärt Oralverkehr für Sünde:

"Verheiratete Personen sollten verstehen, dass sie, wenn sie sich in ihrer ehelichen Beziehung durch unnatürliche, unreine oder unheilige Handlungen schuldig gemacht haben, nicht in den Tempel gehen sollten bis sie umgekehrt und derartige Tätigkeiten aufgehört haben. [...] Die Erste Präsidentschaft hat Oralverkehr als eine unnatürliche, unreine und unheilige Handlung erklärt."

Oder hat sie das mittlerweile revidiert? Wenn ja, warum? Weil es nicht mehr sündhaft ist oder weil es damals fälschlich zur Sünde erklärt wurde? Oder weil die Erste Präsidentschaft nicht mehr so pharisäerhafte Regeln aufstellen will? Wohl kaum, sonst gäbe es ja auch keine Aussagen mehr zur erlaubten Anzahl an Ohrringen oder Artikel wie im aktuellen 'Friend', wonach bei kleinen Kindern das Tragen von schulterfreier Oberbekleidung eine Versuchung Satans darstellt.

Warum wir geneigt sind zu glauben



Religion ist bei allen Völkern und Kulturen vorzufinden. Man mag dies als Zeichen dafür sehen, dass Etwas daran ist, dass es Gott geben muss. Möglicherweise gibt es jedoch eine natürliche Erklärung dafür, dass sich die Menschheit so universell auf übersinnliche Erklärungen der Natur gestürzt hat. Gibt es etwas Tiefgreifenderes in uns Menschen, was uns zum Transzendenten führt? Deshalb ist es lohnenswert zu betrachten, welche Neigungen ursprünglich bei der Evolution hilfreich waren, um das Überleben und die Entwicklung der Menschheit in der afrikanischen Savanne zu befördern.

Wir haben zwei Systeme in uns, mit denen wir agieren: dem rationalen und dem intuitiven System. Das rationale ist langsam, bewusst, abstrakt und logisch. Das intuitive schnell, automatisch, assoziativ und emotional. Ohne das intuitive System wären wir nicht nur in der Savanne aufgeschmissen. Allerdings verdanken wir diesem auch die Religiösität. So klopfen auch rationale Menschen, die nicht an übernatürliche Kräfte glauben, auf Holz oder kreuzen die Finger, wertschätzen Objekte von Berühmtheiten oder mit persönlicher Bedeutung und Geschichte, obwohl diese physikalisch keinerlei Unterschiede aufweisen.

Nach dem Gesetz der Ansteckung kann die Qualität von Objekten mittels Kontakt übertragen werden. Was eigentlich nur für Krankheiten gilt, glauben wir auch für moralische Übel, Glück oder Unglück. Außerdem führt wahrgenommene negative Ansteckungsgefahr zu Ekelreaktionen. Beim Ekel haben wir die natürliche Neigung, die Nasenflügel zusammenzupressen und den Mund zu öffnen, um das Erbrechen von schlechtem Essen zu befördern.  So kann die Vorstellung moralisch verwerflicher Handlungen die gleichen Ekelreaktionen auslösen. Und so ekelt uns die Vorstellung, dass die Haarbürste von Adolf Hitler benutzt worden ist, selbst wenn alle Haare entfernt und die Bürste desinfiziert worden wäre.

Genauso glauben wir auch, dass Essen besser schmeckt, wenn dieses mit Liebe zubereitet wird. Wir glauben, dass die Essenz irgendwie übertragbar ist. Genauso können wir uns dreckig fühlen, wenn wir etwas Schlechtes tun. In Verbindung mit einem unethischen Akt haben häufig Menschen das Bedürfnis, sich zu waschen. Oder sie reiben sich die Augen, nachdem sie etwas Merkwürdiges gesehen haben.

Und für Dinge, die in unserem Verständnis inhaltlich miteinander verbunden sind, unterstellen wir auch eine physische Verbindung. So zögern wir naturgegeben davor, auf Bilder von Geliebten Personen Dartpfeile zu werfen oder diese zu verbrennen. Tief in uns verwurzelt ist auch das Verständnis, dass Gleiches erzeugt Gleiches. Daher werfen wir die Würfel kräftiger, wenn wir hohe Zahlen erzielen wollen. Denn in der Regel hat die Ursache ähnliche Eigenschaften wie das Ergebnis: rote Kreide macht rote Schrift, ein kräftig geschleuderter Speer fliegt weit usw. Intuitiv assoziieren wir wichtig mit groß und Zuneigung mit Wärme. Aus diesem Grund sind wir nach einer Tasse Kaffee freundlicher zu Mitmenschen und bewerten Bewerber positiver, wenn wir während des Interviews ein schweres Klemmbrett verwenden.

Daraus hat sich wiederum die Vorstellung entwickelt, dass der Beginn einer Sache prägend für die Zukunft ist, wie die Frage, wer beim Anschneiden der Hochzeitstorte den Daumen oben hat. Auch dies verdanken wir unserem Instinkt für ‚Gleiches erzeugt Gleiches‘.

Der Ansteckungsinstinkt ist ebenso die Grundlage für abergläubische Vorstellungen im Hinblick auf Namen, Zahlen und Symbole. Hier mag aber auch eine Rolle gespielt haben, dass wir gelernt haben, mittels Sprache Menschen zum Handeln zu bringen. Da liegt es nahe, dass Sprache ebenso eine Wirkung auf Dinge oder Übernatürliches hat. Und damit sind wir schon bei allen erdenklichen Formen von Ritualen, um unsere Umgebung oder Schicksal zu beeinflussen.

Zum Aberglaube kommt dann noch unsere Neigung hinzu, Korrelationen herzustellen, selbst wenn es keine faktische Ursache-Wirkungs-Beziehung gibt. Dennoch nehmen wir Ereignisse, die in Abfolge geschehen und keine direkt wahrnehmbare Ursache haben, als ursächlich verbunden wahr. Wenn wir den Kofferraumdeckel zuschlagen und in dem Moment die Straßenbeleuchtung angeht, glauben wir instinktiv an einen Zusammenhang auch wenn es reiner Zufall ist und die Vernunft uns das Gegenteil sagt. Aber unsere Sinne lassen es erst einmal so erscheinen. Automatisch assoziieren wir deshalb Erfolge mit bestimmten Umständen. Wenn ich dieses T-Shirt trage, gewinnen wir immer. Unsere Natur ist einfach wenig wissenschaftlich. Das heißt instinktiv sind wir einzelnen Erlebnissen gegenüber nicht skeptisch, suchen nicht nach alternativen Erklärungen und gegenteiligen Belegen.
Hinzu kommt noch eine intuitive Fehlervermeidungsstrategie: Wenn ein Fehler in eine Richtung eine höhere Gefahr bedeutet als in die andere, werden wir dazu tendieren, diese zu vermeiden, selbst wenn wir dadurch mehr Fehler begehen. Durch abergläubische Rituale gehen wir in den meisten Fällen kein wirkliches Risiko ein – außer vielleicht uns zu blamieren, wenn wir dies offenlegen. Also sagen wir uns unterbewusst: „Es kann ja nichts schaden!“ Wie Studien zeigen, steigt unsere Neigung zu abergläubischen Ritualen in entscheidenden oder kritischen Situationen. Und zwar sowohl um Glück herauf zu beschwören wie Flüche oder Unglück zu verhindern. Da klopft man dann gerne mal auf Holz oder vermeidet beim nächsten Wurf die Kugel, mit der man vorher beim Bowling gepatzt hat. Als ob das Unglück irgendwie an dieser Kugel hängen würde.

Diese Art von Aberglaube, zu der wir alle neigen, erscheint einem im Licht der Vernunft kindisch und irrational. Allerdings gibt er einem auch das Gefühl von Kontrolle und schützt vor dem Gefühl der Hilflosigkeit. Natürlich steigen die Chancen eines Gewinns nicht, wenn wir den Lotto- oder Wettschein küssen. Andererseits kann es uns zu größerem Mut und Ausdauer animieren.
Dieser natürliche Neigung, Gesetzmäßigkeiten zu entdecken, egal, ob es diese tatsächlich gibt, verdanken wir auch den Glauben an Glücks- und Pechsträhnen. Wenn alle Ampeln auf dem Weg grün sind, glauben wir automatisch an eine Glückssträhne. Sollte man es aber mal eilig haben, sind dann nicht immer die Ampeln rot? Oder ist die sicherste Vorhersage für Regen nicht, wenn man den Schirm nicht dabei hat? Oder beschleunigt sich die Abfertigung immer in der Schlange, nachdem man diese gewechselt hat? Dies hat zum Teil damit zu tun, dass wir uns stärker auf negative Szenarien konzentrieren und diese in Erinnerung behalten. Weil wir evolviert sind, um Gefahren zu vermeiden und aus Fehlern zu lernen. So können wir nachweislich beängstigende Gesichter schneller erkennen als uns wohl gesinnte. Und das, mit dem wir uns intensiver beschäftigen, erscheint uns auch wahrscheinlicher.

Gelernt ist auch das Gesetz der Tendenz zum Durchschnitt. Jeder Ausschlag zum Positiven oder Negativen wird im Regelfall enden bzw. sich auf lange Sicht hin wieder ausgleichen. Nun interpretieren wir dies abergläubisch im Sinne von sein Glück nicht herausfordern: Wenn uns etwas Gutes erfährt, sollten wir nicht zu viel darüber reden, um nicht das Ende des Glücks herbeizureden. Glücklicherweise kann man diesen Fluch ja durch Klopfen auf Holz umgehen.
Im eigenen Handeln gehen Intentionen und Gedanken ja voraus. Insofern liegt es nahe, dass die eigenen Gedanken auch Einfluss auf andere Dinge ausüben. Hoffnungen und Erwartungen beeinflussen, wie wir die Welt erleben. Sogar Geschmack und Farberkennung können über Erwartungen ausgetrickst werden. Insofern ist es sogar korrekt, dass mentale Prozesse reale Geschehnisse beeinflussen. Wie uns Spiegelneutronen lehren sogar in beide Richtungen: Handlungen anderer erzeugen Gehirnaktivität bei uns, ohne dass uns dies bewusst wird, d.h. sehen wir, wie jemand anderer berührt wird, so aktiviert dies die selben Gehirnregionen wie, wenn wir selber berührt werden.

Und manch ein Hirnforscher geht sogar so weit zu behaupten, dass unser freier Wille bloße Illusion unseres Bewusstseins ist. Weil wir erleben, wie unser bewusster Wille dem Handeln vorausgeht, glauben wir, unser Wille bestimmt unser Handeln. Es kann jedoch nachgewiesen werden, dass unser Unterbewusstsein das Handeln bereits Millisekunden bevor es uns bewusst wird angestoßen hat. Insofern könnte es sein, dass unser Unterbewusstsein uns lediglich vormacht, dass wir bewusst handeln.

Wir sind darauf angewiesen, Muster in der Welt zu erkennen. Nach Ebbe kommt die Flut. Dinge, die hochgeworfen werden, fallen wieder herunter. Dies ermöglicht es uns zu überleben. Sonst wäre alles nur Chaos ohne jede Steuerbarkeit. Dabei ist unsere Fähigkeit, Muster und Gesetzmäßigkeiten zu entdecken und zu interpretieren viel stärker ausgeprägt als unsere Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten. Selbst die unwahrscheinlichsten Konstellationen passieren ja, wenn die Fallzahl nur hoch genug ist. Unsere Regelsuche gibt sich einfach nicht mit Zufällen zufrieden. Also muss es einfach übernatürliche Fähigkeiten oder Kräfte geben. Hinzu kommt, dass die auffallenden Zufälle uns genauso stärker im Bewusstsein bleiben wie negative Erlebnisse. Wir bemerken, wenn wir gerade an eine bestimmte Person denken und diese just in dem Moment anruft. Die vielen Male aber, in denen wir an die Person denken und sie nicht anruft, ignorieren wir. Außerdem sind wir dabei viel stärker durch das zu beeindrucken, was uns selbst wiederfährt, als das, was andere erleben: „Denk nur mal, was mir passiert ist…“

Ebenso ist der Glaube an eine Seele intuitiv gegeben. Der Gedanke, dass hinter meinen Augen ein Ich steckt, ist in jedem Menschen tief verwurzelt. Schließlich können wir mit uns selbst diskutieren und darüber nachsinnen, wie wir über das Universum nachsinnen. Wir erleben zudem, dass wir im Kopf ganze Welten entstehen lassen können, die in gewisser Hinsicht unabhängig von der realen Welt existieren. Es liegt also nahe, uns unseren Geist als unabhängig vom Körper bestehende Einheit vorzustellen. Gedanken und Gefühle existieren ja auch in einer anderen Sphäre als die physische Welt. Und als Kind sollte man lernen, zwischen inneren und äußeren Phänomenen zu unterscheiden. Wir wachsen somit als Dualisten auf. Wir erleben unser Bewusstsein als unabhängig vom Körper und können uns Unbewusstsein nicht vorstellen, weil wir es nicht erfahren. Insofern ist der Schritt zum Glauben an eine Seele, die unabhängig vom Körper weiterexistiert, nicht weit. Bewusster Wille und die Differenzierung zwischen mentaler und physischer Realität ist der Ursprung der Vorstellung der Seele. Hinzu kommt, dass wir nach dem Tod von Menschen ja auch noch Erinnerungen an diese Menschen hegen und sogar in unserem Kopf Gespräche mit ihnen führen können. Wir können uns problemlos vorstellen, was die Person jetzt machen, wie sie zu diesem oder jenem Thema stehen würde usw. Das ist für uns so real, als ob die Person noch leben würde. Phrasen wie „Sie hätte es so gewollt“, sind uns allen vertraut.

Außerdem konditioniert uns das so genannte ‘Offline Social Reasoning’ zum Glauben an eine Seele. Wir lernen, auch über die Wünsche und Bedürfnisse von Personen nachzudenken, die gerade nicht präsent sind. Wie wird wohl der Partner darüber denken, wenn er zurück von der Jagd ist? Wir lernen, dass Menschen, die nicht anwesend sind, irgendwo da draußen sind und weiter existieren. ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘ ist nicht die normale Erfahrung.

Ein weitere natürliche Neigung von uns sozialen Wesen ist es, in allen erdenklichen Dingen Personen zu entdecken und diese wie Personen zu behandeln. Wir geben Autos Namen, schreien Objekte an, wenn sie nicht wie gewollt funktionieren, bezeichnen Pflanzen als durstig usw. Außerdem sind wir konditioniert, allem und jedem eine Absicht zu unterstellen – zumindest allem, was uns etweder Leid oder Freude verursacht. Dabei ist dies natürlich für unsere sozialen Beziehungen elementar, anderen Personen genauso wie uns einen Willen, Wünsche und Bedürfnisse zuzuschreiben. Nur dadurch sind wir in der Lage, andere Menschen zu verstehen und ihre Reaktionen zu erahnen. Genauso uns selbst zu reflektieren und zu kontrollieren. Wie grundlegend diese Fähigkeit ist, ist uns kaum bewusst, weil es so natürlich und unbewusst vor sich geht.

Jetzt müssen wir nur noch in anderen Dingen und Phänomenen die Möglichkeit eines Willens sehen, und schon projizieren wir unsere Erfahrungen mit uns selbst auf diese Person oder Objekt. Alles, was wir als selbstständig handelnd annehmen, können wir innerhalb weniger Millisekunden erkennen und zuweisen. Und dann versuchen wir sie zu beeinflussen durch Bitten (Gebet), Komplimente (Lobpreisung), Großzügigkeit (Opfer), Entschuldigung (Konfession), Wiedergutmachung (Buße), Besuch (Pilgerreise, Gottesdienst) und Lobbyismus (Einflussnahme mittels Heiliger, Engel oder anderer göttlicher Fürsprecher).

Wir können nicht anders, als Gesetzmäßigkeiten und Absicht in unserer Umgebung feststellen zu wollen. Dies hat in unsere Evolution häufig den Unterschied ausgemacht zwischen eine Mahlzeit zu haben oder eine zu sein. Und besser, ein falscher Alarm als kein Alarm. Lieber mal einen Baumstumpf als Bären identifizieren als einen wütenden Bären übersehen.

Gemäß der natürlichen Fehlervermeidungsstrategie nach Risikoeinschätzung macht es auch Sinn, selbst dann davon auszugehen beobachtet zu werden, wenn dies nicht der Fall ist. Denn werde ich bei einer schlechten Handlung erwischt, ist wahrscheinlich mein Ruf ruiniert, ich werde aus der Gruppe ausgestoßen oder sogar getötet. Also ist es besser, die Wahrscheinlicheit des Beobachtetwerdens möglichst hoch einzuschätzen. Auch erleben wir ein Hin- und Hergerissensein zwischen egoistischen und sozialen Motiven, die quasi in unserem Kopf um die Vorherrschaft kämpfen. Diese Motive jeweils äußeren guten und schlechten Kräften oder Geistern zuzuschreiben liegt nahe.

Von der Absicht, die wir unterstellen, ist es wiederum ein kleiner Schritt zu Sinn und Zweck, die wir natürlich in Dingen sehen. Für kleine Kinder sind Wolken zum Regenmachen da und die Sonne, um uns zu wärmen und Licht zu geben. Per default unterstellen wir immer einen Sinn und Zweck. Und wenn uns etwas nicht wiederfährt, so sollte es eben nicht sein.

Glück ist wiederum mit Dankbarkeit verknüpft, was ein soziales Gefühl ist. Glück haben hat dabei weniger mit dem absoluten Zustand des Wohlbefindens zu tun, sondern vielmehr mit der Nähe oder Wahrscheinlichkeit, dass es auch ganz anders aussehen könnte. So wird ein glimpflich abgelaufener Unfall als Glücksfall empfunden. Und wir erleben unser Leben im Rückblick immer als Geschichte: Dies oder jenes geschah, damit dies möglich wurde usw. Das nachfolgende Geschehen verleiht dem ersten einen anscheinenden Sinn. Hier kommt also wiederum unsere Neigung ins Spiel, Muster und Gesetzesmäßigkeiten erkennen zu wollen sowie die Erfahrung von Ursache-Wirkung, selbst wenn es zusammenhanglose Ereignisse sind. Dabei ist dies sicherlich ein gesundes Phänomen, welches allzu viel Bereuen verhindert. Und Schicksalsschläge können natürlich auch positive Effekte nach sich ziehen, wie die gestiegene Wertschätzung des Lebens. Und so erscheint unser Leben im Rückblick geplant und gesteuert. Vieles ergibt im Nachhinein Sinn, indem wir es uns im Kopf passend machen. Wenn wir hören, dass ein Junge, der einen Apfel gestohlen hat, anschließend von einem Auto angefahren wurde, stellen wir automatisch eine Verbindung her.

Die Irrationalität der Religion und des Aberglaubens ist also sozusagen das Produkt der Konditionierung unseres Gehirns. Die Instinkte, die uns in der Savanne über Hunderttausende Jahre erfolgreich überleben und entwickeln ließen, zeigen nun ihre Auswirkungen in der Verehrung übernatürlicher Kräfte und Personen sowie abergläubiger Rituale und Vorstellungen. Es wird sogar vermutet, dass die starke Bindung in einer Partnerschaft und gegenüber Kindern, die ja auch weit über die vernunftmäßigen Vorteile hinausgeht, sich in der Verehrung von Göttern wiederfindet. Kein Wunder, dass die religiöse Verehrung dann ebenso wie die romantische Liebe mit starken Gefühlen verbunden ist. Und auch das Festhalten an Glaubensvorstellungen und Traditionen sowie Respekt vor Autoritäten trotz gegenteiliger Argumente hat gewisse evolutionäre Vorteile. Denn Wankelmut und das Infragestellen von Hinweisen der Älteren konnte in der Frühzeit der Evolution lebensgefährlich sein.
 
Die Überlebens- und Fortpflanzungsfähigkeit hing nicht davon ab, wie richtig oder akkurat die Wahrnehmung des Umfelds war, sondern wie hilfreich und nützlich. Viele Tricks, die uns unser Gehirn spielt, sind dabei nützlich bzw. haben oder hatten Vorteile, die die Nachteile überwogen. Sie haben die Menschheit häufiger vor fatalen Gefahren bewahrt und dabei unsinnige Interpretationen in Kauf genommen. Heutzutage gilt es aber, derartige abergläubische Rituale und Vorstellungen kritisch zu hinterfragen, auch wenn sie uns nach wie vor das Gefühl verleihen, Kontrolle und Einfluss auf unser Schicksal zu haben und uns weniger hilflos und ausgeliefert fühlen lassen. Und obwohl viele fundamentale Gläubige die Evolution des Menschen ablehnen, ist die Ironie, dass gerade die Evolution des Menschen diese Ablehnung aufgrund des Glaubens an das Übernatürliche begünstigt.

Top 10 Fakten, die den wenigsten Mitgliedern über die frühe Kirchengeschichte bekannt sind



1. Die Erste Vision war nichts Besonderes damals und es gibt mehrere sich widersprechende Berichte Josephs davon
Die früheren Berichte Joseph Smiths über seine Erste Vision ähneln typischen christlichen Bekehrungserlebnissen seiner Zeit. Zumindest die ersten Erzählungen Josephs, wonach es ihm um Sündenvergebung ging. Nichts von einer Erscheinung Gott Vaters, der Attacke Satans usw. Erst die Version von 1838 rückt die Suche nach der wahren Kirche in den Vordergrund.

2. Der Engel Moroni hieß zu Josephs Lebzeit Nephi
Neben der Tatsache, dass es einen abergläubischen Hintergrund  der Engelserscheinung am 21. September 1823 gibt und eine reale Erscheinung unwahrscheinlich ist, da Josephs Geschwister im selber Raum geschlafen haben, ist den Wenigsten bekannt, dass der Name des angeblich erschienenen Engels erst nach dem Tod Josephs von „Nephi“ zu „Moroni“ geändert wurde. Siehe Times and Seasons, vol. 3, p.753; Millennial Star, vol. 3, p.53; Köstliche Perle von 1851 (hier wird der Engel als “Nephi” identifiziert).

3. Die Wiederherstellung des Priestertums wurde nachträglich hinzugefügt
Informationen zur Wiederherstellung des Priestertums durch Johannes den Täufer sowie Petrus, Jakobus und Johannes wurden erste Jahre nach den angeblichen Geschehnissen verbreitet. Über 400 Worte wurden dem Abschnitt 27 von Lehre und Bündnisse nachträglich hinzugefügt. So entstand das Konzept vom Melchisedekischen Priestertum erst viele Jahre nach der Gründung der Kirche.

4. Joseph Smith war ein abergläubischer, verurteilter Betrüger
Die Kirche spielt den Umfang herab, in dem Joseph Smith und seine Familie in abergläubische Aktivitäten involviert war. Dass Joseph Smith 1826 wegen betrügerischen Visionen mittels Sehersteinen von einem Gericht verurteilt wurde, wird genauso verschwiegen wie die tatsächliche Art und Weise der Übersetzung des Buch Mormons – nämlich indem Joseph einen eben dieser Sehersteine in einen Hut legte und sein Gesicht darin verbarg (und die Platten überhaupt nicht dazu gebrauchte).

5. Die Zeugen des Buch Mormons haben die Platten nicht wirklich gesehen
Martin Harris gab 1838 zu, er habe die Platten nur mit geistigen Augen gesehen. Ebenso erklärte David Whitmer 1885, er habe die Platten nur in einer Vision gesehen.

6. Joseph Smith hat über 30 Frauen geehelicht
In Leitfäden über Joseph Smith sucht man vergeblich nach Hinweisen auf seine vielen Frauen, darunter viele bereits verheiratete oder minderjährige. So etwa dass Joseph Smith auf frischer Tat mit seiner 17-jährigen Hausangestellten Fanny Alger erwischt wurde, woraufhin Emma sie herausgeworfen hat und der Bruch mit Oliver Cowdery entstand, welcher Josephs Beziehung zu Fanny als „dreckige, üble, schmutzige Affäre“ bezeichnete. Viele Ehen hat Joseph vor Emma geheim gehalten und seine Frauen heimlich zu sich bestellt, während er sich verstecken musste.

7. Die Verfolgung in Missouri war gegenseitig
Während die Kirche nicht müde wird zu berichten, wie schrecklich verfolgt die Heiligen wegen ihres Glaubens gewesen wären, wird verschwiegen, dass die Mitglieder mit ähnlicher Brutalität vorgingen, indem sie Farmen überfielen und ausraubten, dass Sidney Rigdon die Ausmerzung aller Feinde der Kirche ausgerufen hatte, bevor Gouverneur Boggs den umgekehrten Ausrottungsbefehl erließ, dass die Rhetorik der Mitglieder Gewalt provoziert hat und dass Joseph gefährliche politische Spielereien trieb, indem er alle Mitglieder aufrief, einen bestimmten Kandidaten zu wählen.
Insgesamt fielen wohl allerhöchstens 50 Mitglieder in Missouri und Illinois den Auseinandersetzungen zum Opfer, während beim Mountain Meadows Massaker am 11. September 1857 120 Männer, Frauen und Kinder ab 8 Jahren brutal von Mitgliedern ermordet wurden.

8. Joseph Smith ließ sich zum König der Welt krönen
1844 wurde der Rat der Fünfzig ins Leben gerufen, welcher zum Ziel hatte, die weltliche Herrschaft in Vorbereitung auf das 2. Kommen aufzurichten. Hierzu wurden aus diesem Rat Botschafter nach Washington, Frankreich, England und Russland ausgesandt.
Joseph Smith wurde am 29. Januar 1844 als Präsidentschaftskandidat vom Kollegium der Zwölf nominiert. Daraufhin wurde die rein kirchliche Missionsarbeit eingestellt und hunderte zusätzliche politische Missionare berufen und ausgesandt. Es ging ausschließlich darum, Joseph Smith als Präsidentschaftskandidat zu promoten.
Hintergrund war eine Offenbarung, die Joseph Smith empfangen zu haben glaubte, wonach das Königreich nach Daniel im Westen der Vereinigten Staaten aufgebaut werden und die ganze Erde füllen würde.

9. Joseph Smith wurde nicht unschuldig in Carthage eingesperrt
Anlass für Josephs Anklage war,  dass er seine Befugnisse überschritten hatte, indem er die Druckmaschine des Nauvoo Expositors zerstören ließ, um damit zu verhindern, dass die Wahrheit über seine Machenschaften im Hinblick auf seine heimliche Krönung sowie seine Vielehen publik werden. Josephs Ratgeber William Law betrachtete Joseph nämlich als gefallenen Propheten, nachdem Joseph von ihm seine Frau gefordert und ihm im Gegenzug Emma angeboten hatte.
Außerdem wenig bekannt: Joseph Smith hatte nicht mit seiner Festnahme in Carthage gerechnet. Und er hat sich nicht friedlich seinem Schicksal ergeben. Stattdessen hatte er aus Carthage eine Nachricht an den General der Nauvoo Legion,  Jonathan Dunham, gesandt, er möge Carthage angreifen und ihn befreien. Dieser widersetzte sich jedoch dem Befehl, da es ein Blutbad bedeutet hätte. Aus Rache wurde er dafür später von Mormonen ermordet. Außerdem hat sich Joseph mit einer Pistole vor den Angreifern versucht zu schützen und dabei wohl fünf verwundet. Den Wenigsten ist auch bekannt, dass Joseph Smith und die anderen Gefangenen vor der Ermordung eine Flasche Wein getrunken hatten.

10. Tricksereien bei der Nachfolge durch Brigham Young
Da Joseph Smith überzeugt war, über das Jahr 1844 hinaus zu leben, hatte er keine Regelung seiner Nachfolgeschaft hinterlassen. Es gab mehrere Organe in der Kirche, die quasi alle gleichen Ranges waren: Die Erste Präsidentschaft, der Patriarch der Kirche, der Hohe Rat in Nauvoo sowie der Rat der Zwölf. Hyrum als Patriarch war ebenfalls umgekommen und Josephs weiterer Bruder Samuel H. Smith wurde vermutlich von Hosea Stout vergiftet, um zu verhindern, dass er Präsident der Kirche wird, bevor alle Zwölf zurückkommen. Der Rat der Zwölf hatte eigentlich nicht die besten Karten, was die Übernahme der Führung der Kirche anbetraf, da der Rat der Zwölf ausdrücklich nur Vollmacht außerhalb der organisierten Pfähle besaß, also keinerlei Sagen in Nauvoo hatte. Es gab also eine klare Trennung der Vollmacht zwischen diesen zwei Räten und keiner der Räte war dem anderen übergeordnet. Auch wenn neue Pfähle gegründet, Hohe Räte oder neue Ratgeber für die Erste Präsidentschaft berufen wurden, hatten die Zwölf nichts damit zu tun.
Brigham Young wurde bei der Konfrontation zwischen Sidney Rigdon und ihm nicht als Nachfolger Josephs bestimmt, sondern einzig und allein wurde die Führung der Kirche dem Rat der Zwölf übertragen. Wobei bei weitem nicht alle Mitglieder dieser Variante zustimmten.
Um seine Macht innerhalb der Kirche zu festigen und die Regelung zu umgehen, dass der Hohe Rat in Nauvoo dem Rat der Zwölf gleichgestellt sein sollte, entließ Brigham zunächst den Pfahlpräsident und ordinierte am selben Tag 400 Männer zu Siebzigern, da diese zuvor als Diakone, Lehrer, Priester und Älteste und 35 Jahren eigentlich dem Hohen Rat unterstellt waren. Da Brigham seine Vormachtstellung innerhalb des Rates der Zwölf nicht ausreichte, versuchte er ab 1847 eine neue Erste Präsidentschaft unter seiner Führung zu schaffen. Dies gelang ihm schließlich in Abwesenheit der ihm gegenüber kritisch eingestellten Apostel Parley P. Pratt und John Taylor im Dezember 1847.