Kindersterblichkeit und Plan Gottes

Hin und wieder nerve ich meine Kinder, wenn ihnen das Essen nicht schmeckt oder so, damit, dass jeden Tag über 10.000 Kinder in der Welt verhungern. Insgesamt dürfte die Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate historisch weit über 20% liegen; im 19. Jahrhundert lag sie selbst in Deutschland noch bei über 25%.

Was hat das nun mit dem Glauben als Mormone zu tun? Nun laut "Plan der Erlösung" oder neuerdings "Plan des Glücklichseins" kommen wir Menschen hier auf die Erde, um (a) einen Körper zu erhalten und (b) geprüft zu werden und durch die Ausübung der Entscheidungsfreiheit Fortschritt zu machen. Letzteres können wir aber erst wirklich ab dem 8. Geburtstag. Daher landen alle Säuglinge und Kinder, die vorher sterben, automatisch im höchsten Himmel.

Angesichts obiger Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate ist der Prüfungsteil für mindestens 25% der Geistkinder Gottes nicht notwendig (die geistig Zurückgebliebenen müsste man eigentlich auch noch hinzu rechnen). Ist das gerecht? Nun, für ihren Körper zahlen sie dafür einen hohen Preis. Denn zu verhungern ist grauenvoll. Und warum genau ist es erforderlich, einen sterblichen Körper zu erhalten. Kann Gott uns nicht auch ohne später mit einem vollkommenen, unsterblichen Körper versorgen? Und was genau ist der Sinn eines Körpers nach dem Tod? Wir brauchen keine Atmung und Verdauung, kein Nervensystem und vermutlich auch kein Gehirn. Angeblich werden als Kinder Verstorbene in einem kindlichen Körper auferstehen und von ihren Eltern großgezogen. Wie das ohne Zelltot vonstatten gehen und praktisch möglich und sinnvoll sein soll, ist aber mehr als fraglich.

Und auch für die restlichen 75% der Menschheit ist der Prüfungsteil ja mal mehr oder weniger intensiv. Anscheinend ist eine Kenntnis vom Sühnopfer nicht sonderlich wichtig für den Großteil und nur wenige Millionen von aktuell über 7 Milliarden Menschen (also um die 0,1 Prozent) benötigen anscheinend die so genannte Fülle des Evangeliums - also die Information, dass Gott homosexuelles Verhalten, Piercings, Tattoos, ärmellose Shirts, Bärte und Kaffee usw. verabscheut.

Oder habe ich da was falsch verstanden? Irgendwie scheint diese ganze Auferstehungsgeschichte mitVater und Mutter Gottes, älterem Bruder im Himmel usw. eine reine Projektion des Familienideals zu sein.