Armer Gott

Was ist schlimmer als die Vorstellung, dass es keinen Gott gibt? Die Möglichkeit, dass Gott nicht wirklich liebens- und verehrenswert ist. Wobei dabei die Frage ist, ob sich beides nicht ausschließt. Würde ein wirklich liebenswerter Gott so wahnsinnig viel Wert auf Personenkult und Anbetung legen? Aber das nur nebenbei.

Wie sieht es mit der Wahrscheinlichkeit aus, dass Gott ein Sadist ist oder ein Prolet oder vielleicht ein Ex-TV-Junkie? Was, wenn sich so jemand irgendwie in den obersten Himmel verirrt hat? Zunächst klingt das nachvollziehbar, wenn man sich das Theater in der Welt anschaut. Wer sich als Mensch primär mit Action-Filmen und Sportübertragungen oder TV-Soaps unterhalten hat, was soll der im Himmel den ganzen Tag tun? Okay, Sex ist eine Option. Ansonsten gibt es aber im Himmel keine Gewalt und keine Dramen. Und Sport macht unter vollkommenen Wesen auch wenig Sinn. Also würde man eine Erde schaffen, wo einem diese Art von Unterhaltung geboten wird. Oder?

Aber dann kommt das Problem des Vorherwissens. Wenn tatsächlich für Gott Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins ist, macht auch triviale irdische Unterhaltung keinen Sinn. Denn man kennt ja schon alle Ergebnisse bevor die Spiele begonnen hat, jedes Ende menschlicher Schicksale, Tragödien und Auseinandersetzungen. Es gäbe keinerlei Überraschung.

So gesehen ist natürlich ein celestiales Leben eigentlich die Hölle. Nie irgendwas Neues, Nichts zum Lernen, Nichts zum Entdecken. Immer dasselbe und alles schon bekannt. Das Scheitern von Menschen ist unausweichlich bekannt, ohne dass man Einschreiten könnte bzw. dürfte. Was für eine Horrorvorstellung! Da hilft es dann auch nichts, dass jeden Tag Familientreffen ist. Es gibt ja nichts zu bereden, nichts, was man sich erzählen könnte.

So gesehen sollte Gott uns leid tun. Statt ihn für allerhand Übel verantwortlich zu machen, sollten wir uns mal lieber in seine Haut versetzen. Alles was er darf, ist ein paar verlorene Schlüssel für Mormonen wiederfinden. Und die Milliarden Gebete, die er sich ständig anhören muss. Und tausende langweilige Kirchenversammlungen begleiten. Ah nein, das ist ja der Job vom Heiligen Geist. Na, mit dem sollten wir auch Mitleid haben. Dem geht es ja schlimmer als allen NSA-Angestellten zusammen, die ja nur die digitalen Machenschaften der Menschheit analysieren müssen. Nein, er muss ja auch noch die Gedanken überwachen. Von allen Dumpfbacken und Arschlöchern auf dem Planeten. Horror! Die Hölle eben!