Religion und Gewalt

Interessanter, auch wenn recht akademischer Vortrag:

https://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2011/apr/News_Film_Vortrag_Jan_Assmann.html

Bekanntermaßen ist die religiöse Identität des Judentums eng mit der politischen Identität und sogar der geographischen Verortung verknüpft. Religion und Politik lässt sich im Alten Testament kaum voneinander trennen und ein einheitlicher Glaube mit einem Gott und der Legende der zwölf Stämme diente klar politischen Zwecken. Die Verbindung von Monotheismus, Paradiesvorstellungen und Gewalt finde ich hier sehr gut dargelegt. Ob sich das auftrennen lässt, indem man sich von absoluten und exklusiven Glaubensansprüchen verabschiedet, halte ich aber für sehr utopisch. Dafür sind einfache Freund-Feind-Einstufungen und Mottos a la "ich habe recht und du unrecht", "mein Glaube ist der wahre Glaube" zu verlockend. Eine relativierende Sicht auf den eigenen Glauben setzt doch ein hohes Maß an Reife und Souveränität voraus. Nur wer sich nicht durch andere Glaubensansichten, Weltanschauungen und Lebensentwürfe bedroht sieht, kann die notwendige Tolerenz anderen gegenüber aufbringen. Und so wie im Altertum Religion instrumentalisiert wurde, um dem Volk Israel eine konstruierte besondere Identität zu verleihen, so wird eben auch heute Religion instrumentalisiert. Ob von machthungrigen Politikern oder Einzelpersonen, die um Orientierung und Anerkennung ringen. Insofern führt Religion zu Freund-Feind-Denken und Gewalt sowie Gewalt, Unsicherheit und Ausgrenzung wiederum zu Glauben als Identitäts-Krücke und Ego-Kompensation. Nur durch Bildung, Wohlstand, Respekt und Gerechtigkeit lässt sich vermutlich dieser Teufelskreis durchbrechen. Die Aufklärung über die historischen Ursprünge von Judentum, Christentum und Islam kann auch schon helfen, eine etwas moderate Position zum eigenen Glauben einzunehmen. Schön wär´s zumindest. Denn Aufklärung ist leichter zu realisieren als Länder-, Rassen-, Kulturen-, Religionen-, Schichten- usw. -übergreifende Gerechtigkeit und Anerkennung.